Da sich meine Eltern zu dem neuen Wohnzimmer auch ein neues Sofa gegönnt haben, fragten sie mich, ob ich ihr altes übernehmen wolle. Da meins insgesamt bestimmt 25 Jahre alt war (15 Jahre bei mir, vorher 10 Jahre bei meinen Eltern), habe ich natürlich sofort zugesagt. Leider stand die Aktion unter keinem guten Stern.
Wie schon bei dem Wohnzimmer selbst hat das Möbelhaus den Liefertermin für das neue Sofa kurzfristig um eine Woche verschoben. Ursprünglich sollte es am 12.08.2020 geliefert werden. Dementsprechend habe ich alles in die Wege geleitet:
- Transporter mieten
- Freizeitausgleich nehmen, was gar nicht so einfach war, weil fast alle Kollegen Urlaub hatten
- Olaf als Helfer aktivieren
Daher war ich nicht sehr begeistert, als Vater am Wochenende vorher anrief und sagte, dass sich der Termin um eine Woche verschiebt. Den Transporter konnte ich dank Corona trotz Vorauszahlung noch stornieren. Olaf hatte sein Zugticket allerdings schon gekauft und konnte es nur gegen Gebühr zurückgeben. Den Freizeitausgleich auf die nächste Woche zu verschieben war auch nicht ganz einfach, da die Personaldecke wegen Urlaubs immer noch recht dünn war. Dennoch habe ich es irgendwie hinbekommen.
So bin ich dann am 20.08.2020 um 13:00 Uhr bei der Autovermietung aufgeschlagen, um zum ersten Mal einen Transporter zu leihen. Die Kosten pro Tag waren überschaubar, allerdings gelten andere Bedingungen. Ich hatte nur 200 Freikilometer, für den Rest musste ich bezahlen. Außerdem habe ich mir eine Haftungsreduzierung von 1.100€ pro Schaden auf 100€ gegönnt (30€ pro Tag).
Gegen 14:00 Uhr habe ich mich auf den Weg gemacht. Die Anreise nach Lingen hat fast eine halbe Stunde länger gedauert, da es ein Donnerstag war, und man mit einem Transporter nicht sonderlich gut überholen kann, aber ich war ja nicht auf der Flucht.
Kaum angekommen, musste ich sofort arbeiten. Den Fernsehsessel und den Hocker wollte ich nicht mitnehmen, da ich dafür keinen Platz habe. Der musste also entsorgt werden. Außerdem haben meine Eltern ihre über 20 Jahre alte Kühltruhe ausgemustert. Da ich mit einem Transporter unterwegs war, hat es sich angeboten, die Sachen damit zum Venneberg zu bringen. Die erste Hürde war, den Ford Transit rückwärts in die Einfahrt zu manövrieren. Ich hatte mich vollkommen verschätzt und dachte, dass es nicht passt, aber schlussendlich war es kein Problem. Es hat beim ersten Anlauf geklappt. Gelernt ist wohl gelernt.
Um die Kühltruhe aus dem 1. Stock zu schleppen, habe ich den Deckel abgebaut. Der war mit einer kräftigen Sprungfeder befestigt, die nach dem Lösen der letzten Schraube nicht sehr überraschend ein Eigenleben entwickelte, so dass das Scharnier eine recht unsanfte Begegnung mit meinem Dickschädel hatte. Es hat sich schlimmer angehört als es war. Die Truhe war zwar immer noch recht unhandlich, aber sie musste sich geschlagen geben und ist schlussendlich im Transporter gelandet. Kurz vor 17:00 Uhr haben wir alles für 8€ bei der Mülldeponie abgeladen.
Abends haben wir bei Tina gegrillt und Vaters Geburtstag gefeiert. Chris hat wie ein Wasserfall geredet, und Tessa hat mich mit ihrem Zeugnis arm gemacht. Sie hatte nur Einsen und Zweien, keine einzige Drei. Insgesamt bekam sie 75€ von mir (10€ für jede Eins, 5€ für jede Zwei). Ziemlich überraschend kam es nach der Übergabe des Geldes zu einem kleinen Disput. Sarah war wenig begeistert davon, dass Tessa von mir Zeugnisgeld bekommt, Michel von ihr aber nicht. Zum Glück war Michel nicht dabei, und Tessa wurde gesagt, ihm das nicht unter die Nase zu reiben, aber schlussendlich hat Nico meiner Meinung nach Recht gehabt, als er sagte, dass so nun einmal das Leben sei. Wie auch immer: Nicht mein Problem!
Am nächsten Morgen haben wir zusammen auf der Terrasse gefrühstückt. Danach hat Mutter die Blumenkästen für den Balkon bestückt. Um ca. 11:00 Uhr habe ich mich auf den Weg nach Bremerhaven gemacht. Olafs Zug war tatsächlich pünktlich um kurz nach 10 Uhr in Bremerhaven angekommen. Während ich noch auf der Piste war, hat er sich im Outdoor-Laden beschäftigt. Nachdem ich um ca. 13:15 Uhr gelandet war, habe ich ihn sofort angerufen. Während der Wartezeit habe ich die Blumenkästen nach oben geschafft und versucht, den Poller in der Einfahrt mit einer Kombizange zu entfernen, habe es aber nicht geschafft.
Nun denn, wofür hat man einen Olaf 🙂 Nachdem er um ca. 14:00 Uhr angekommen war, hat er das Ding innerhalb einer Minute aus dem Weg geräumt. Was ich nicht wusste: Der Verschluss schnappt zurück. Man muss also drehen und gleichzeitig nach oben ziehen! Danach habe ich den Transporter unfallfrei rückwärts in die Einfahrt geschoben.
Danach ging es an die Arbeit. Wir haben immer ein Teil nach unten geschleppt und auf dem Rückweg ein neues Teil nach oben. Die Elemente waren nicht schwer, aber klobig und unhandlich. Das lange Stück des alten Sofas haben wir ohne Rücksicht auf Verluste die Treppe hinab rutschen lassen. Auf dem Rückweg haben wir als letztes das Eckstück des neuen Sofas nach oben getragen. Ging alles gut, bis wir vor der Wohnungstür standen.
Das Ding passte nicht durch die Tür! Das konnte doch nicht wahr sein! Unten stand ein kaputtes Sofa, und oben Dreiviertel eines neuen. Ohne Eckstück war das Neue nutzlos. So nah und doch so fern! Schlussendlich mussten wir die Haustür aushängen, so dass wir es mit sanfter Gewalt durch die beiden Türen zwängen konnte. Puh! Nochmal Glück gehabt! Dabei ist dem Türrahmen ein wenig Farbe abhanden gekommen, die das Sofa dankbar aufgenommen hat, aber es hat funktioniert. Ich war sehr erleichtert, nachdem wir alles zusammengesetzt hatten.
Danach haben wir das alte Sofa eingeladen und zur MBA gebracht. Da ich keinen PKW, sondern einen Transporter hatte, musste ich auf die Waage, um schlussendlich doch nichts zu bezahlen. Nach zwei Mal Wiegen und längerer Wartezeit sind wir alles losgeworden und haben den Transporter abgegeben. Obwohl Personal anwesend war, sollte ich den Schlüssel in den Nachttresor werfen. Egal, es wurden keine Schäden festgestellt, und der Tankstand wurde auch akzeptiert. Danach haben wir Brötchen gekauft, mein Fahrrad von der Stadtverwaltung abgeholt, uns einen Berlindöner geholt, und uns dann dem Wesentlichen gewidmet.
Am Samstag haben wir einen Spaziergang durch das Hafengebiet gemacht und wollten eigentlich in der letzten Kneipe vor New York einkehren. Leider hatte der Laden entgegen der Öffnungszeiten auf der Fratzenkladdeseite wegen Coronapanik geschlossen. Also kein Bier für den Rückweg. Das Wetter war ziemlich garstig. Wir mussten zwei Mal pausieren, um Gewitterschauer abzuwarten. Das erste Mal unter einer Brücke, und zwei Mal an einer Bushaltestelle. Bei der Ersten an der Columbusstraße haben wir einen Vater mit Sohn getroffen, die mit dem Fahrrad von Göttigen nach Bremerhaven gefahren sind. Wie erwartet in Tagestouren von 50 bis 70 Kilometer.
Am Samstagabend haben wir uns nicht lumpen lassen. Da ist reichlich Bier durchgegangen. Wir haben den Film “Er ist zurück” geschaut. Anfangs waren wir begeistert, aber die Moralkeule zum Schluss hat uns beiden nicht gefallen. Währenddessen hatten wir eine angeregte Diskussion über kirchliche Feiertage. Nach zwei Stunden haben wir uns darauf geeinigt, dass wir uns nicht einig werden. Obwohl es teilweise hoch her ging, war es sehr interessant! Man muss nicht immer einer Meinung sein, ganz im Gegentum!
Danach haben wir noch “The Bourne Identity” geschaut, aber nach einer halben Stunde hatte ich die nötige Bettschwere und habe mich ins Bett verabschiedet. Olaf war auch so fertig, dass er den Fernseher nach 10 Minuten ausgeschaltet hat. Mittlerweile war es zwischen 2:00 und 3:00 Uhr.
Am Sonntag fuhr Olafs Zug gegen 15:30. Nach einer Kanne Kaffee, einem Bier und mehreren Zigaretten hat er sich um kurz vor drei auf den Weg gemacht. Nachdem ich die Bude gesaugt habe, konnte ich endlich mein neues Sofa genießen.